Vor drei Monaten hätte ich sicher nicht geglaubt, dass ich mich selbst einmal hier anmelden würde. Um ehrlich zu sein, ist mir der Begriff Narkolepsie allenfalls im Fernsehen mal über die Füße gelaufen.
Um einmal etwas weiter auszuholen: ich bin kurz vor 50, habe Familie und stehe seit meinem 18 Lebensjahr in Lohn und Brot. Ich habe Wehrdienst geleistet und ansonsten nerve ich meine Frau allenfalls mit meinen "jugendlichen Diagnosen" aus den diversen Vorsorge-Untersuchungen ("Sie haben Werte, da wären die meißten 17-jährigen Stolz drauf"). Wenn, ja wenn da nicht diese widerliche Müdigkeit wäre, die mich seit ca. 12 Jahren im Griff hat.
Ich war über die Jahre davon ausgegangen, dass das von zuviel Arbeit, schlechtem Schlaf oder was auch immer käme und sich das irgendwann mal wieder beruhigen würde. Nun musste ich irgendwann akzeptieren, dass meine Arbeitsleistung in den letzten Jahren massiv darunter leidet. Ich bin im Bereich Forschung und Entwicklung einer Pharmabude angestellt, wo praktisch keine Metriken zur Überprüfung der Leistung existieren und was mir natürlich geholfen hat meine Probleme zu überspielen.
Nun habe ich mich durchgerungen meiner Ärztin im letzten Jahr mein Leid zu klagen, nämlich dass das Leben früher Tagesaktivität, unterbrochen durch Schlaf war, mittlerweile das Leben aus Schlaf, unterbrochen durch ein wenig Aktivität besteht.
Schlafapnoe war dann der erste Verdacht und ich wurde über Pneumologen recht zügig in ein Schlaflabor eingewiesen. Diagnose war dann tatsächlich "sehr leichte Schlafapnoe, aber der Chefarzt würde gerne noch mit Ihnen sprechen".
Der Chefarzt kam, interessierte sich nicht die Bohne für die Schlafapnoe. Statt dessen fragte mich recht merkwürdige Dinge, wobei ich mich die ganze Zeit gefragt habe, woher zum Geier der das alles weiss?!
- "Sehen Sie beim Einschlafen manchmel merkwürdige Dinge?". "Mal abgesehen davon, dass da manchmal Blumen aus der Lampe wachsen oder die Katze, die da letztens durch den Besprechungsraum gelaufen ist eigentlich nicht".
- "Liegen Sie manchmal wach aber können sich nicht bewegen?". "Meine Mutter hat mir mal erzähl, dass sie das als Kind mal erlebt hat, also bin ich davon ausgegangen, dass das völlig normal ist?!".
- "Fallen sie um wenn sie Lachen oder bekommen weiche Knie?". "Umfallen nein, weiche Knie schon. Und das Gesicht gerät mir manchmal aus den Fugen, aber nur wenn es wirklich lustig ist".
- "Schlafen sie auch in unpassenden Situationen ein?". "Ähhh, deswegen bin ich hier? Mir tun meine Kollegen schon eine wenig leid, dass ich mitten in einer dreiminütigen Diskussion festellen muss, dass ich die letzten zwei Minuten bereits verschlafen habe."
So ging das ein Weile. Wenn ich etwas im Leben gelernt habe, dann, das wenn der Chefarzt interessiert mit einem Kassenpatienten spricht und sich Zeit nimmt, dann hat das nichts Gutes zu bedeuten...
Dann kam einige Tage später eine erneute Einladung ins Schlaflabor und dort wurde erstmals der Verdacht auf Narkolepsie geäußert. Meine Güte, dass ist gerade sechs Wochen her. MSLT mit 4 Zyklen, alle REM-Phasen sofort da ... "suchen Sie sich mal einen Neurologen".
Nun sitze ich hier mit einer Packung Modafinil, einer Diagnose Narkolepsie und weiss nicht so recht, was ich mit beiden anzufangen habe. Meine Ärztin, der Neurologe, selbst mein Apotheker sind völlig begeistert. Für Nummer eins und drei bin ich der allererste Fall und auch der Neurologe schien ein wenig überfordert.
Bis hier hin schon mal sorry für den langen Text, musste irgendwie mal raus

Nun aber zu der Frage die sich mir stellt und mit denen ich garantiert im falschen Bereich poste.
Wie sicher jeder herauslesen konnte, bin ich (Gott seis gedankt) ein recht leichter Fall. Nichts desto trotz hat mir mein Chef zu verstehen gegeben, dass er mit meiner Leistung nicht mehr einverstanden ist. Bin ich auch nicht, aber er kann ja nicht ahnen, dass das nichts mit Faulheit zu tun hat.
Ich bin seit 26 Jahren in der Firma (einige tausend Angestellte) angestellt.
Würde ein Antrag auf Schwerbehinderung eurer Meinung nach Sinn machen? Würde ein Fall wie meiner überhaupt als Schwerbehinderung anerkannt werden? Ich hatte irgendwo gelesen, dass die Diagnose Narkolepsie automatisch eine Grad von 50 ausmacht?
Ich könnte ein wenig Support im Bezug auf meinen Job wirklich brauchen!
Vielen Dank fürs Lesen!
P.S. Bevor ich es vergesse, ich wohne in DE/Niedersachsen.